Dialektik der Pandemie: Zwischen Autoritarismus und Utopie?

CHBE-Strand: 2024 – 2027
Nr.: 511445208
Gesamtförderung: 266.950 €

Die Studie befasst sich mit der Frage und in Bezug auf die Kritische Theorie der frühen Frankfurter Schule, ob das Corona-Krisenmanagement autoritäre Begehren in der Gesellschaft verstärkte und zu einer neuen Form von Ideologie führt, die als nekropolitischer Populismus bezeichnet werden könnte. Aus einer dialektischen Perspektive betrachtet, könnte die globale Gesundheitskrise aber auch eine Chance für politische und gesellschaftliche Lernprozesse bieten. Untersucht wird deshalb, inwiefern zivilgesellschaftliche Kritiken zur Herausbildung utopischer Perspektiven beitragen. Im Anschluss an Ernst Bloch soll deshalb diskutiert werden, ob zivilgesellschaftliche Skandalsierungen, die das Bestehende negieren, durch latente, d.h. noch nicht bewusste, utopische Begehren motiviert sind, die im Rahmen künstlerischer Aktions- und Protestformen auf fantasievolle Weise in manifeste konkrete Utopien übersetzt werden können. Die Studie bezieht sich auf zeitgenössische utopie-theoretische Debatten im (queer-)feministischen Kontext und fragt, ob ideologische Anrufungen durch dystopische Erzählungen und künstlerische Performationspraxen durchkreuzt werden können. Das transdisziplinär ausgerichtete Projekt ist an der Schnittstelle von Psychoanalyse, Kulturtheorie und politischer Philosophie angesiedelt und zielt darauf ab, eine psychoanalytisch informierte kritische Theorie zu entwickeln, welche die Ursprünge und Auswirkungen des autoritären Populismus reflektiert. Zugleich soll in dialektischer Perspektive nach gesellschaftlichen Dynamiken Ausschau gehalten werden, die autoritären Entwicklungen in Gesellschaft und Politik entgegenwirken könnten. Die Ausgangsthese ist, dass eine psychoanalytisch informierte Kritische Theorie wie keine andere Gesellschaftstheorie Auskunft über affektive sowie teilweise unbewusste gesellschaftlichen Dynamiken geben kann, die durch die Pandemie ausgelöst werden. Es soll daher die gesellschaftliche Bedeutung, der Ursprung ebenso wie die teilweise unbewusste und noch nicht bewusste Wirkungsweise von Begehrensstrukturen herausgearbeitet werden. Ziel des Projekts ist es, eine psychoanalytisch inspirierte Kritische Theorie des politischen Begehrens und der Subjektivierung zu entwickeln, die im Bereich der Politischen Philosophie und kritischen Kulturforschung angesiedelt werden kann. Der innovative Beitrag ist die insbesondere in sozialwissenschaftlichen Debatten zur autoritären Krise vernachlässigte politische und kulturelle Bedeutung des Unbewussten (bzw. des herrschaftstechnologisch unbewusst Gemachten) und des Begehrens in ideologiekritischer Perspektive herauszuarbeiten und sie mit Fragen der subjektkonstituierenden Anrufung zu verbinden.

Partnerschaft

  • Universität Wien (Österreich): Kooperation mit dem Institut für Politikwissenschaft und Institut für internationale Entwicklung im Rahmen des DFG Projekts „Die Dialektik der Pandemie“ 
  • Kunstuniversität Linz (Österreich): Kooperation mit der Abteilung für Kulturwissenschaft im Rahmen des DFG Projekts „Die Dialektik der Pandemie“ 
  • Psychoanalytical University (IPU), Berlin: Kooperation im Bereich Kulturtheorie und Psychoanalyse  
  • Arbeitsgemeinschaft Politische Psychologie an der Leibniz Universität Hannover 
  • Arbeitskreis Politische Psychologie am Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt/Main 
  • Society for women in philosophy e.V.
  • SOCIETY FOR WOMEN IN PHILOSOPHY – VEREIN ZUR FÖRDERUNG VON FRAUEN IN DER PHILOSOPHIE

Projektergebnisse

Am Ende der Projektlaufzeit sind entsprechende Publikationen geplant, die wir hier präsentieren werden.

Kontakt

Koordinatorin: Prof. Dr. phil. Nadja Meisterhans (nmeisterhans@karlshochschule.org)

Wissenschaftl. Mitarbeit: Dr. phil. Alexander Neupert-Doppler (aneupert@karlshochschule.org)

Weitere Informationen über das Projekt unter: https://krisendialektik.de, https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/511445208

Finanziert vom DFG. Das Projekt wurde an die DFG im Rahmen des „Money follows researcher“ Programms transferiert.